Die Hündin ist läufig - seit Tagen schon - und ihr vormals so vertrauter und gleichmütiger Hundefreund wird von einem Tag zum anderen zum stürmischen Lustmolch. Er kann nicht von ihr lassen, winselt, bellt, gibt keine Ruhe und sie fletscht die Zähne - diese sonst ängstliche kleine Hundedame. Strenge Worte, die Gehorsam und Platz halten einfordern - helfen nur sehr begrenzt. Strikte Trennung ist das einzige, was der kleinen Dame wirksamen Schutz bietet vor den Attacken der männlichen Instinkte. Alle fest eingeübten Regeln von Befehl und Gehorsam scheitern kläglich an den Urgewalten der Gefühle und Lüste. Und ich komme als vernunftbeschenktes Menschenkind wieder ins Sinnieren.
Mittwoch, 27. Februar 2008
Die Hündin ist läufig - seit Tagen schon - und ihr vormals so vertrauter und gleichmütiger Hundefreund wird von einem Tag zum anderen zum stürmischen Lustmolch. Er kann nicht von ihr lassen, winselt, bellt, gibt keine Ruhe und sie fletscht die Zähne - diese sonst ängstliche kleine Hundedame. Strenge Worte, die Gehorsam und Platz halten einfordern - helfen nur sehr begrenzt. Strikte Trennung ist das einzige, was der kleinen Dame wirksamen Schutz bietet vor den Attacken der männlichen Instinkte. Alle fest eingeübten Regeln von Befehl und Gehorsam scheitern kläglich an den Urgewalten der Gefühle und Lüste. Und ich komme als vernunftbeschenktes Menschenkind wieder ins Sinnieren.
Flußmenschen
Ich bin in der Stadt am Fluß geboren, aufgewachsen an diesem stetigen Fließen. Im Wechsel der Jahreszeiten und Farben sah ich ihn leuchten oder trübe dahin schleichen. Er hat allerhand Schmutz der anderen von weit oben her mit sich gewälzt und er hat den unsrigen mit sich genommen. Doch er hat auch von der Ferne gesprochen in mein Herz tief hinein und die Sehnsucht genährt wieder und wieder. Ich glaube, ich bin ein Flußmensch. Nie ganz heimisch an einer Stelle, unruhig und immer angefüllt mit diesem herben und drängenden Ziehen im Herzen, wenn die Bindungen und Dämme zu fest werden.
Warten...
Montag, 25. Februar 2008
Guten Morgen, du graue Schöne
Regenschauer ziehen über den Morgenhimmel. Die Pferderücken drücken sich unter der Last der schweren Tropfen. Ich ziehe den Kopf unter die Bettdecke. Nichts zieht mich in diesen Trübsinn hinaus. Vermeintliche Pflicht vielleicht? Bleib, wo du bist und rühr dich nicht. Ich zieht die Knie bis unter die Brust und die Bettdecke über den Kopf. Frühe Graureiher kreischen am Himmel über dem Haus. Was wollen die schon hier? Die Kirchenglocke schlägt schwermütig in die Trübnis hinein. Trübes Land, trübe Seelen, trübe Gedanken.
Aber doch; ich pelle mich aus den Federn. Guten Morgen, die graue Schöne, du Fürsprecherin meiner Seele. Die Pferde wiehern dunkel.
Später am Tag bricht die Sonne durch die Wolken. Unvermittelt. Meine Seele streckt sich ihr entgegen, tankt Kraft in tiefen Atemzügen. Weites Land, sonnige Seelen, helle Gedanken...
Samstag, 23. Februar 2008
Zeit der Stille
Miriam Merkel: Das Glück der Unerreichbarkeit: "Wie kann es innerhalb der uns umgebenden Lebensbedingungen gelingen, den Zugriff auf das eigene Leben zu behalten? Wie können wir die Errungenschaften der technologischen Vernetzung, der umfassenden Erreichbarkeit nutzen und gleichzeitig den Blick für das Wichtigste bewahren? Wie schaffen wir es, aktiver Teil dieser Gesellschaft zu sein und gleichzeitig unser privates Leben gegen die Invasion der externen Ansprüche zu verteidigen?
Das alles kann nur unter einen Hut bringen, der die Kunst des Müßiggangs beherrscht. ... Es ist die heilige Stille der Passivität, die das Denken, die Konzentration und die Kreativität ermöglicht. Sie ist ein Gegenentwurf zur allgegenwärtigen Hast und Hetze einer wie auch immer gearteten Moderne dauerhafter kommunikativer Vernetzung. Und sie ist der Garant dafür, dass etwas möglich wird, was den Menschen ausmacht und vom Tier unterscheidet: Das Denken."
In vielen Stunden der Stille hat meine Seele in den letzten Wochen wieder atmen gelernt, ich denke wieder viele neue Ideen, freue mich auf Menschen und neue Vorhaben. Danke, mein Freund, dass ich in deinem Haus Zuflucht fand...
Donnerstag, 21. Februar 2008
Heilige Orte
Heute besuchten wir eine der ältesten Kirchen hier in unserer Umgebung in Zaue am Schwielochsee. Zaue, dieses kleine Dorf am Ende der Welt berherbergt diesen heiligen Ort, der eine jahrhunderte alte Geschichte atmet. Schon der monument
Die Wände der kleinen Hallenkirche sind geschmückt mit Malereien des hohen Mittelalters. Man erkennt sofort die Szenen des Kreuzweges. Wir können wirklich von Glück reden, dass Brandenburg niemals ein reiches Land war. So hatte man, als die Mode sich änderte, gerade mal genug Geld, um die nicht mehr benötigten Malereien überzupinseln. Und so kamen sie in den letzten Jahren wieder zum Vorschein. Den Innenraum bestimmt im weiteren ein Taufbecken aus dem 14. Jahrhundert: aus Granitstein gemeißelt, diente er früher zur Ganzkörpertaufe. Darüber schwebt ein Taufengel im herzigsten Bauernbarock... Diese Kirche, welch ein Kleinod in der spröden brandenburger Landschaft, von der es
Vertrauen braucht Zeit
Ist das denn so schwer? Gestern sollte unser Schimmel nun doch mal annähernd alle Herdenmitglieder treffen. Vorsichtige Annäherung zuerst, doch keine Chance. Der Chef lässt ihn nicht in die Herde, treibt ihn immer wieder weg. Hufe fliegen durch die Luft, doch keiner wird ernsthaft verletzt. Dennoch muss Konny dem wilden Kampf ein Ende setzen. Es wird wohl noch viel Zeit brauchen, bis alle Rollen zur allseitigen Zufriedenheit wieder verteilt und akzeptiert sind. Ich denke, wir Menschen ticken auch nicht anders die Pferde, doch oft verletzten wir uns in unserem Rollenkampf so dauerhaft und tief, dass Vertrauen kaum noch eine Chance hat.
Montag, 18. Februar 2008
Lesen!
Hört doch nur diese wunderbaren Sätze aus Alessandro Baricco, wie gut er Menschen beobachtet:
"Denn Pekisch hatte, offen gestanden, keinen eigenen Ton. Er wurde langsam alt, spielte tausend Instrumente, hatte noch einmal so viel erfunden, hörte in seinem Kopf unzählige Töne schwirren, konnte keinen Ton sehen, was nicht das gleiche wie ihn hören ist, wusste, welche Farben die Klänge hatten, jeder einzelne, hörte sogar einen reglosen Stein klingen - doch einen eigenen Ton, den hatte er nicht. Das war keine einfache Geschichte. Er hatte zu viele Töne in sich, um seinen eigenen zu finden. Das ist schwer zu erklären. Aber so war es, und damit basta. Die Unendlichkeit hatte ihn verschlungen, diesen Ton, so wie das Meer eine Träne verschlingen kann. Da kann man lange versuchen, ihn wieder heraus zu fischen... man kann auch ein ganzes Leben damit zubringen." - wenn ich so nachdenke, schaue ich in diese Worte wie in einen Spiegel...
"Denn Pekisch hatte, offen gestanden, keinen eigenen Ton. Er wurde langsam alt, spielte tausend Instrumente, hatte noch einmal so viel erfunden, hörte in seinem Kopf unzählige Töne schwirren, konnte keinen Ton sehen, was nicht das gleiche wie ihn hören ist, wusste, welche Farben die Klänge hatten, jeder einzelne, hörte sogar einen reglosen Stein klingen - doch einen eigenen Ton, den hatte er nicht. Das war keine einfache Geschichte. Er hatte zu viele Töne in sich, um seinen eigenen zu finden. Das ist schwer zu erklären. Aber so war es, und damit basta. Die Unendlichkeit hatte ihn verschlungen, diesen Ton, so wie das Meer eine Träne verschlingen kann. Da kann man lange versuchen, ihn wieder heraus zu fischen... man kann auch ein ganzes Leben damit zubringen." - wenn ich so nachdenke, schaue ich in diese Worte wie in einen Spiegel...
Gute Freunde
Ein aufregender Tag neigt sich seinem Ende zu. Eigentlich ist nichts weiter passiert, außer dass wir unsere Pferde mal in ihrer Wildheit erlebten, die kleine Hündin läufig ist und wiedermal eine Stallmauer zusammen gebrochen ist. Doch das sind wir ja mittlerweile gewöhnt... Stille scheint nun endlich auf dem Hof einzuziehen; alle Pferde versorgt, Dämmerung kündigt die Nacht an. Ich werde nur noch eine Wanderung mit den Hunden machen und ansonsten Bücher lesen und vielleicht einen langen Brief schreiben.
Doch nichts da. Unsere Stallmeisterin Konny erfährt kurz vor Hoftoresschluss: Morgen gibts kein neues Heu für die Pferde. Alles ratze putze leer ge
fressen und beim Schneeberger Landwirt gibts nichts mehr... Was tun? Gott seis gedankt, dass es hilfsbereite Freunde gibt, die Heu und einen dieses Heu auch fassenden Autoanhänger haben. "Klar könnt ihr kommen." heißt die schlichte Antwort auf unsere Not. Nichts also mit ruhigem Abend. Tom Waits mit "In closing times" in den Auto-CD-Spieler zur Beruhigung, Sitzheitzung auf höchtste Stufe und ab durch die Nacht. Fünfundfünfzig Bunde Heu, Hänger voll, Magen leer, Augen schwer vor Müdigkeit.
Danke, Ihr lieben Freunde. Was wären wir ohne Euch! Doch jetzt eine gute Nacht.
Der Neue
Von Pferden lernen: wir stehen und staunen und rätseln und interpretieren.
Der Neue ist auf dem Hof. Bakadi, ein Schimmel mit viel Ausdruck und lieben Augen. Gleich hat er eine Freundin. Mit den beiden geht alles sofort gut. Doch jetzt sollen auch die anderen Herdenmitglieder nach und nach dazu komm
Sonntag, 17. Februar 2008
Gut im Training
Man muss sich schon wundern - die Hofkatzen sind nicht nur schnell, sondern überaus geschickt im Klettern. Vor einem hündischen Untiert auf einen hohen Pfahl zu flüchten ist schon eine beeindruckende Leistung, doch von diesem kleinen Rettungspunkt wieder herab zu steigen, dazu bedarf es eines noch viel größeren Mutes...
Lesen!
Bei Baricco habe ich gelesen: "... "... In Anbetracht der Tatsache, dass wir keine Socken, sondern Menschen sind, sind wir nicht hauptsächlich dazu da, sauber zu sein. Wünsche sind das Wichtigste, was wir haben, und gerade deshalb kann man sie nicht an der Nase herum führen. Darum lohnt es sich hin und wieder, nicht zu schlafen und lieber hinter einem Wunsch her zu sein. Man macht eine Schweinerei, und dann büßt man dafür. Und nur das zählt wirklich: Dass einer, wenn es an der Zeit ist, dafür zu büßen, nicht auf die Idee kommt abzuhauen, sondern mit Anstand dableibt und dafür büßt. Nur das ist wichtig." Pehnt denkt eine Weile nach. "Wie oft kann man denn welche machen?" "Was?" "Schweinereien." "Nicht allzu oft, wenn man ab und zu auch schlafen will." "Zehnmal?" "Vielleicht nicht ganz so oft." "Fünfmal?" "Sagen wir zweimal ... die eine oder andere passiert dann sowieso noch außerdem..." "Zwei?" "Zwei." ... Rechtzeitig hatte der Junge damals schon vermutet, dass das Leben ein entsetzlicher Tumult war und man grundsätzlich gut daran tat, ihm im Zustand absouter Ahnungslosigkeit entgegen zu treten. Vor allem erschreckte ihn, nicht zu Unrecht, die Vielzahl der Dinge, die man lernen musste, um die unbekannten Größen des Daseins zu überstehen..." (Es gibt noch viele andere schöne Sätze in diesem Buch - vielleicht später mehr davon - oder selber lesen...)
Freitag, 15. Februar 2008

Ganz unmotorisiert, muss ich Erledigungen im nahe gelegenen Beeskow per Fahrrad bewältigen. Einkaufen oder mal kurz Zigaretten holen - nicht so einfach. Auto schnell anschmeißen, wenn ein wenig Mehl fehlt - nicht möglich. Jede Unternehmung ist eben eine Unternehmung und braucht Zeit, Zeit und nochmals Zeit.
Meine erste Tour nach Beeskow, schöner Fahrradweg übrigens, führt mich an den weiten Feldern vorüber. Die Sonne blickt hinter den Wolken immer wieder kurz hervor. Ich trete in die Pedale - will doch nur rasch einkaufen. Auf dem Winterweizenfeld steht ganz still unbeweglich ein Reiher. Was will er dort, frisst nicht mal. Guten Morgen, guter weiser Vogel, denk ich.
Durch die Stadt und die Reihen der Warenregale hangle ich mich heute etwas langsamer als sonst. Dann Pedale treten. Wie viel Zeit ist vergangen - frage ich mich. Das zart grüne Winterweizenfeld streckt sich wieder lang hin. Und der Reiher? Noch immer dort - an der selben Stelle. Ich war so geschäftig und er?
Donnerstag, 14. Februar 2008
Winterruhe
Noch legt sich in den Morgenstunden Rauhreif über die Felder. Ein alter Mann ordnet das gefallene Geäst der alten Eichen hinter dem Hof in nützliche Stapel. Die Pferde spitzen unruhig die Ohren. Grau läst sich sein Schatten am Rande der Koppeln ahnen. Mochito - sonst Ruhe in Person - scharrt nervös. Alle anderen tun es ihm gleich, dann wildes Galoppieren. Jetzt Ruhe bewahren. Die Sonne bricht durch das Grau des morgentlichen Tages. Die Tiere dösen bald, doch beim Ausritt treibt mein kleines Pferdchen noch immer eine tiefe Unruhe. Was ist nun mit dem Frühling?
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